Röntgen behält seine Entdeckung zunächst für sich. Er zieht sich zurück – und wird in den folgenden Wochen kaum noch gesehen. Niemand weiß, was im Labor des Professors vor sich geht. Seine Assistenten stehen vor verschlossen Türen; seine Frau Bertha durchlebt, wie sie später erzählt, eine „schreckliche Zeit.“ Röntgen kommt zu spät und schlecht gelaunt zum Essen, spricht dabei kaum noch und rennt sofort danach zurück ins Labor. Bald lässt er sogar sein Bett in sein Arbeitszimmer bringen, und seine Frau bekommt ihn manchmal tagelang nicht zu Gesicht. Bertha erhält auf ihre Fragen, was denn los sei, zunächst keine Antwort. Erst auf ihr Drängen hin deutet Röntgen an, er tue etwas, „von dem die Leute, wenn sie es erfahren, sagen würden, der Röntgen ist wohl verrückt geworden.“
Was in diesen Wochen hinter Röntgens verschlossener Labortüre vorgeht, hätte er seinen Zeitgenossen in der Tat wohl nur schwerlich glaubhaft machen können: Röntgen „durchleuchtet“ eine Holzspule und macht den darin versteckten Draht auf einer Fotographie sichtbar, er liest im Inneren einer verschlossenen Metallbüchse die Himmelsrichtung auf einem Kompass ab, und – um ein besonders merkwürdiges seiner zahlreichen Experimente zu nennen – er blickt durch eine geschlossene Tür in den Nebenraum seines Labors, indem er dort einen Leuchtschirm aufstellt. Werfen Sie selbst einen Blick in Röntgens Labor und erfahren sie mehr über seine Versuche in unserem Video „Wilhelm Conrad Röntgen“ aus dem Jahr 1968.