Kardiologie

Mit dem Gummischlauch ins Herz 

Die Geschichte der ersten Herzkatheteruntersuchung der Welt

4min
Katharina Schroll-Bakes
Veröffentlicht am February 10, 2022

„Das Datum des Tages, an dem das alles geschah, weiß ich nicht mehr. Ich kann mich nur daran erinnern, dass es ein schöner sonniger Tag im Frühsommer war.“ So beschreibt Werner Forßmann in seiner Biografie den Tag, an dem er mit seinem waghalsigen Selbstversuch die medizinische Herzdiagnostik für immer verändern sollte.  

Krankhaus Auguste-Viktoria-Heim in Eberswalde

Krankhaus Auguste-Viktoria-Heim in Eberswalde 
Quelle: Familienarchiv Forssmann

Werner Forssmann mit seiner Frau Elisabeth

Werner Forßmann mit seiner Frau Elisabeth bei der Auswertung eines Röntgenbildes in seiner Praxis in Bad Kreuznach Anfang der 1950er Jahre
Quelle: Familienarchiv Forssmann

Nun muss alles heimlich vonstattengehen. In den nächsten Wochen plant er das Experiment bis ins kleinste Detail. Mit einer List organisiert er sich sterile Instrumente, nutzt die ruhige Zeit während der Mittagspause und schließt sich in den kleinen Operationssaal der Klinik ein. Im Handumdrehen öffnet er die Vene an seinem linken Arm und schiebt sich über diesen Zugang einen gut geölten Blasenkatheter in seinen Körper. Mit dem Schlauch im Arm läuft er zum Röntgenzimmer. Auf dem Durchleuchtungsschirm prüft er den Sitz des Katheters und schiebt ihn weiter, bis er die rechte Herzkammer erreicht. „Als dokumentarischen Beweis ließ ich Röntgenaufnahmen machen.“

rubber catheter in Werner Forssmann’s right atrium
Werner Forssmann bei der Verleihung des Medizinnobelpreis, 1956

Werner Forßmann bei der Verleihung des Medizinnobelpreis, 1956
Quelle: Familienarchiv Forssmann


Katharina Schroll-Bakes
Katharina Schroll-Bakes
Von Katharina Schroll-Bakes

Spezialistin für Historische Kommunikation und Historikerin im Siemens Healthineers Historical Institute